Kreis G jahnna, Tusche
Was wahr und die Wahrheit ist
Schritt eins:  Was ‹wahr› ist
Weiter K, Tusche Schritt zwei
Auf dieser Webseite ist eine Birne abgebildet. Es ist wahr, dass neben diesen Zeilen das Abbild einer Birne ist, denn ich sehe ihre typische Form, ihre Farben, ihre Kontur, ihren braunen Stängel und an diesem ein grünes Blatt. Ich sehe all dieses mit meinen eigenen Augen.
Es ist wahr, dass vor mir ein Bildschirm ist. Ich sehe ihn und seinen Rahmen. Wenn ich möchte, kann ich ihn mit meinen Fingern tasten. Er tastet sich hart an, wie Rahmen eben so sind.
Es ist wahr, dass neben mir ein Räucherstäbchen glimmt, wenn ich das verbrennende Harz, die Öle und Kräuter in meiner Nase rieche und den Rauch aufsteigen sehe. Meine Finger haben es zudem getastet, als ich es in den feinen Sand in der Schale auf dem Tisch steckte.


die wahre Birne, Foto
Wir haben fünf elementare Sinne: Sehen, Hören, Riechen, Schmecken und Tasten. Über sie gelangen in zumeist jedem Moment Eindrücke zu mir. Ein anderes Wort für diese Eindrücke ist: ‹Wahrnehmung›.
«Es ist wahr, dass Feuerwehrleute den Waldbrand im kalifornischen Bezirk Los Angeles gelöscht haben, denn ich bin vor Ort und sehe die Männer und Frauen der Feuerwehr mit eigenen Augen. Zuvor habe ich den Brand gerochen und seine Hitze mit meiner Haut getastet. Ich habe gesehen, wie das Wasser aus den Schläuchen die Flammen löschte und wie die von den Männern geschlagene Schneise die Ausbreitung der Flammen verhinderte. Eben bin ich im Helikopter mitgeflogen und habe nirgends mehr Flammen oder Glut gesehen.»
«Es ist wahr, dass nach heftigem Gewitterregen das Jenaer Stadtzentrum überschwemmt ist. Ich lebe in Jena im Stadtzentrum, habe das Grollen des Donners gehört, die fallenden Regentropfen gesehen und die feuchte Regenluft gerochen. Jetzt bin ich auf der Straße und taste das kalte, stehende Wasser mit meinen Fingern.»
«Es ist wahr, dass die Müllabfuhr den Biomüll unter den Restmüll mischt. Ich sehe es jeden Montagmorgen, wie der Fahrer die braune Tonne mit dem Biomüll und die schwarze mit dem Restmüll in denselben Laderaum kippt.»
Über meine fünf Sinne gelangen Eindrücke zu mir: Bilder in meinen ‹Sehsinn›¹, Töne, Klänge, Stimmen und Geräusche in meinen ‹Hörsinn›, Geruch- und Geschmacksmoleküle in meinem Geruchs- und Geschmackssinn sowie Tasteindrücke (Beschaffenheiten von Oberflächen, Konturen, Elastizität, Druck, Temperatur, Feuchtigkeit²) in meinen Tastsinn.
Wenn ich einen Hund vor mir sehe, sein Bellen und Hecheln höre, ihn rieche und beim Streicheln taste, ist es wahr, dass vor mir ein Tier ist, das wir ‹Hund › und ‹Hündin› genannt haben. Wahr ist, dass ich sein Bild, seine Töne und Geräusche, seinen Geruch und den Tasteindruck seines Fells in meinen Sinnen wahrnehme.
Wahr ist, was ich wahrnehme.
Das Hineingelangen der Eindrücke kann ich nicht wahrnehmen – ich erlebe jeden Eindruck im Hier und Jetzt. Möchte jemand anzweifeln, dass vor mir ein Huhn ist, wenn ich, der ich für es in die Hocke gegangen bin, das Tier vor mir sehe, sein Gackern höre, es rieche und seinen Schnabel beim Picken der Körner mit meiner Handfläche taste?
¹ Den Sinn unseres Sehens haben wir ‹Gesichtssinn› genannt. Die Worte ‹Sehsinn› und ‹Hörsinn› sind nicht im Duden aufgenommen [Die deutsche Rechtschreibung, 26. Auflage, Dudenverlag, 2013]; ‹Sehsinn› liefert jedoch einen Treffer in der Online-Ausgabe.
² Können wir die Feuchtigkeit der frisch gegossenen Erde im Blumentopf tasten? Oder nehmen wir nur die Kühle der feuchten Luft wahr?
PDF-Icon Was wahr und die Wahrheit ist. (PDF, 15 Seiten) Wahrheit Arunachala, Tusche
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