Wahr ist, was ich wahrnehme. Für mich ist wahr, dass Feuerwehrleute den Waldbrand im kalifornischen Bezirk Los Angeles gelöscht haben, denn ich bin vor Ort, habe das Geschehen mit meinen Sinnen erfahren und sehe jetzt nirgends mehr Glut oder Flammen.
Für mich ist es wahr, dass auf dieser Seite das Bild eines Pinguins, Reihers, Menschen und Löwen ist. Ich sehe die Bildpunkte mit meinen eigenen Augen.
Wenn die ‹Heit›¹ der Menschen diese Seite betrachten würde und in den farbig-leuchtenden Bildpunkten ebenso einen Pinguin, Reiher, Menschen und Löwen erkennen würde, wäre es nicht nur für mich wahr, sondern die Wahr‹heit›. Die ‹Heit› der Menschen überquert Leben für Leben den Planeten Erde und hat nirgends einen höheren Berg als den Mount Everest gefunden. Deshalb ist es die Wahrheit, dass er der höchste Berg unserer physischen Welt ist.
Das gleichsame Wahrnehmen vieler Menschen führt vom Wahren zur Wahrheit.
Viele von uns sind geneigt, die «Wahrheit für sich zu pachten» und sprechen etwas, das sie selbst wahrgenommen haben, sogleich als für alle gültige Wahrheit aus. Die Aussagen 15, 36, 41, 43, 44 und 50 könnten allein auf eigenem Erleben beruhen. Möglicherweise bin ich jedoch nur in einem Wald von vielen und andernorts verbreitet sich das Feuer ungedämmt. Möglicherweise habe ich nicht genau genug den Laderaum des Müllwagens betrachtet und hätte sonst festgestellt, dass der Bio- und Restmüll in getrennte Fächer gelangt. Möglicherweise bin ich selbst mehr erschüttert als der UN-Generalsekretär, den ich nur von ferne wahrnehme.
In jedem Moment gelangen Eindrücke zu mir, die ich als ‹wahr› für mich nehme. Alle anderen Menschen tun dieses ebenso. Mit dieser Erkenntnis kann ich einige der ersten fünfzig Aussagen prüfen, indem ich zum Geschehen reise und den Ort mit meinen Sinnen erfahre. Falls das Geschehen im Ausklingen ober vorüber ist, kann ich Zeugen nach ihren Sinneseindrücken befragen. Je mehr Menschen auf diese Weise in einer übereinstimmenden Wahrnehmung zusammenfinden, desto mehr wächst das Erkennen von Wahrheit. Jeder könnte sich auf den Weg machen und vor Ort das Geschehen mit seinen Sinnen prüfen.
«Viele haben nahe der Schule die Schüsse gehört und der Zustand der Getroffenen ist sichtbar. Es ist die Wahrheit, dass hier Menschen durch Schüsse ums Leben gekommen sind.» «Ich habe den Laderaum des Müllwagens inspiziert, mit dem Fahrer gesprochen und der Leiter der Stadtreinigung hat mich beim Leeren der Wagen über den Hof begleitet.» «Ich kenne meinen Großvater mein Leben lang und spreche auch oft mit Freunden und Verwandten über ihn. Auf Nachfrage hat er selbst immer wieder bedacht geantwortet, dass er oft glücklich ist. Ein Strahlen lag dabei in seinen Augen. Niemand hat einen Zweifel daran und niemand hat ihn je Sport treiben sehen.»
Zweifel ist ein menschlicher Zustand. ‹Zwei› ‹Fäl›le² habe ich nun in meinem Denken: Wäscht sich die Freundin wirklich ihr Haare nur alle drei Wochen oder übertreibt sie? Ihre Mitbewohnerin bestätigt, sie nur ganz selten im Bad beim Haarewaschen anzutreffen. Doch vielleicht haben sich ja beide abgesprochen, um ihren Mitmenschen eine Haarwasch-Abgewöhnungskur ans Herz zu legen?
Als Menschheit sind wir weise³. Wenn alle Ärzte, von Nicht-Medizinern geprüft, die Zustände unserer Zirbeldrüsen untersuchen würden und wir alle einhellig und zweifelsfrei feststellen würden, dass diese Drüsen auch im gleichen Lebensalter unterschiedlich groß sind, dann ist Aussage 32 die Wahrheit. Mitunter gibt es noch einzelne Zweifler, die ihre Ablehnung jedoch ohne prüfende Initiative verbreiten. Mitunter sind Zweifler auch Helden, die eine Wahrheit gegen eine aufgesetzte Volksmeinung verteidigen. Wenn kein Mensch mehr in einer Sache einen Zweifel hat und diese von allen über die Sinne gleichsam wahrgenommen wird, ist Wahrheit gefunden. Denn wir alle irren nicht zugleich und haben überwiegend intakte Sinne.
Wahrheit ist das von der ‹Heit› der Wesen gleichsam und zweifelsfrei Wahrgenommene.
Was hätte Wahrheit für einen Sinn, wenn sie für uns nicht erlebbar wäre?
|