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‹Wahr› ist ein Wort unserer Sprache, das wir seit mehr als hundert Generationen formen und an unsere Kinder und Enkel weitergeben. Unsere Sprache hilft uns, zu Klarheit und Verbundenheit zu gelangen. Je klarer wir zu unseren Kindern sprechen, desto mehr Verständnis und Halt erlangen sie auf ihrem Weg.
So kann ich sagen: «Nur einmal am Nachmittag, gebe ich dir etwas Zuckerhaltiges zum Essen, denn Zucker schwächt deine körperlichen und seelischen Kräfte. Das ist wahr.» Ich könnte auch enden: «Das ist richtig.» Oder: «Das ist logisch.» Oder: «Das ist gut so.»
Jedes Wort hat für uns seine eigene Bedeutung. Meinem Kind möchte ich keine Konzepte in seinen Verstand legen, sondern es an meinem Erleben und dem der Menschen um mich teilhaben lassen. Das, was ich sage, habe ich an mir selbst und auch mit anderen Menschen erfahren. Deshalb wähle ich das Wort ‹wahr›, da es mit meinem Wahrnehmen verbunden ist.
Die Worte ‹richtig› und ‹Richtung› sind eine Wortgruppe. Im meinem Denken habe ich jetzt ein Ziel, an dem ich willentlich festhalte und mein Verstand sucht Wege zu diesem Ziel. Wenn er einen Weg findet, der in die Richtung des Zieles führt, «ist es richtig» für mich.
‹Logisch› sind Betrachtung, die vollständig innerhalb des Denkens liegen. Logik findet sich nicht in unseren Sinnen, nicht im Körper, Fühlen und Spüren. Wenn Maria 24 Jahre alt ist und sie doppelt so alt ist, wie ihre Schwester Anna war, als Maria so alt war, wie Anna jetzt ist, dann ist Anna 18 Jahre alt. Das ist logisch. Es ist nicht ‹wahr›, denn diese beiden Schwestern gibt es nur in meinem Denken. Es ist ‹richtig›, wenn mir jemand diese Aufgabe gestellt hat und ich ihr Lösen als Ziel für mich angenommen habe.
Seit zwei Generationen leben wir in Umständen, die es in den Hunderten von Generationen zuvor nicht gab: Niemals zuvor gelangten so viele Eindrücke von fremden Erleben, Aussagen und Bildern zu uns nach Hause und in unsere privateste Sphäre. Die ‹richtige› Bedeutung für die Worte ‹wahr› und ‹Wahrheit› zu finden, sollte von daher zum Ziel haben, uns selbst im Informationszeitalter nicht zu verlieren. Leider ist es wahr, dass viele Menschen heute kaum noch von innen heraus wissen, was wahr und unwahr, gut und schlecht, richtig und falsch, stimmig und unstimmig für sie ist. Frage deine Mitmenschen…
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